Leseranfrage: Weshalb eigene Entscheidung nicht bereuen?


Liebe Glückfinder,
ich habe eine Leseranfrage erhalten und möchte hiermit gerne ausführlich darauf eingehen.

Frage:
Hallo Madeleine, Deine Website gefällt mir sehr gut und ich habe bisher alle Beiträge von Dir gelesen. Nun habe ich aber eine Frage. Ich finde die Punkte die Du in dem Beitrag „Der richtige Umgang mit Deinen Entscheidungen“ alle ansprichst sehr gut, aber mit dem Punkt 2 tue ich mich schwer. Ich finde es nicht schlimm, wenn ich später erkenne eine Entscheidung falsch getroffen zu haben und mir diese dann auch als Fehler eingestehe. Warum sagst Du, man soll keine Entscheidung bereuen? ….

Zunächst recht vielen Dank für Deine Anfrage. Sie freut mich sehr, denn das war immer meine Traumvorstellung, dass Ihr als Leser Euch an mich wendet, wenn Ihr einen Punkt anders seht, eine Frage habt oder ich mich unverständlich ausdrücke. Natürlich sollt Ihr gerne auch meine Themen und Punkte für Euch selbst hinterfragen, denn ich bin weder ein Guru noch ein Alles- oder Besserwisser. Ich bin ein ganz normaler Mensch und auch ich entwickle mich ständig weiter, gerade auch im Austausch mit Euch und genau das macht mir Freude.
Also noch mal vielen herzlichen Dank, dass Du den Mut hattest und Dir die Zeit genommen hast mich zu fragen!
Ich möchte Deine Frage hiermit gerne öffentlich beantworten, da ich denke das auch andere Leser davon profitieren können. Den Rest Deiner Anfrage habe ich gekürzt, damit keiner Rückschlüsse auf Deine Identität gezogen werden können.

Ich möchte Dir zwei Antworten bzw. Denkanstöße auf Deine Frage geben:

1. Gebe ich Dir vollkommen recht und sehe das genauso wie Du, dass es keinerlei Problem darstellt, wenn Du einen Fehler von Dir erkennst und Dir diesen dann auch später eingestehst, denn genau das gehört meines Erachtens zu dem Lern- und Entwicklungsprozess eines jeden einzelnen Menschen dazu. Wenn Du damit keine Schwierigkeiten hast und es Dir damit gut geht, ist alles in Ordnung. Dann speicherst Du diese Sache als Lernerfahrung für Dich ab und musst es aus meiner Sicht auch nicht bereuen. Wir alle sind Menschen und an Fehlern ist überhaupt nichts Schlechtes, wenn man richtig damit umgeht. Aus dem Rest Deiner Mail entnehme ich das Du sehr bewusst handelst und auch gut Dein eigenes Handeln reflektierst. Ich freue mich sehr für Dich und sage dazu nur, Herzlichen Glückwunsch, denn dann bist Du auf einem sehr guten persönlichen Weg Dein Glück zu finden! Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude auf Deinem Weg, denn ich bin auf Grund meiner Erfahrung davon überzeugt, dass immer der erste Schritt, das eigene Erkennen, das Bewusstwerden seines eigenen Handelns steht. Als nächstes, kommt Deine Entscheidung und der Umgang mit der entsprechenden Angelegenheit …

Ich kenne aber auch viele Menschen, die haben mit dem weiteren Umgang ihres eigenen Fehlers große Schwierigkeiten. Sie kommen dann in einen großen Konflikt mit sich selbst. Sie fangen an sich selber runter zu machen, sie verurteilen sich, sie beschimpfen sich, manche gehen sogar in eine Art „Selbstzerfleischungsprozess“, weil sie sich ihren eigenen Fehler einfach nicht zugestehen und/oder verzeihen können. Sie sind so in dem Perfektionismus der heutigen Zeit gefangen, dass sie damit in ihre eigene Falle laufen. Sie verdrängen die Angelegenheit oder machen sich durch ihre eigenen Gedanken fertig, kaputt oder sind immer wieder in der Vergangenheit, die nicht mehr zurückzuholen ist. Statt sich dieser Angelegenheit anzunehmen, sich zu stellen, für sich zu klären, abzuschließen und damit ihren Rucksack, den ja jeder bei sich trägt, zu erleichtern …

Da ich hier auf der Website noch nicht auf die Thematik des Verzeihens eingegangen bin, was aber sehr wichtig ist, wenn man ggf. anfängt an sich selbst zu zweifeln, sich selbst zu verurteilen, denke ich ist es als erster Schritt erstmal ganz gut, wenn man sich sagt: „Okay ich habe meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung getroffen, mit dem Wissen was mir zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stand. Also brauche ich das auch nicht zu bereuen.“

In einen der weiteren Beiträge werde ich auch auf das Thema Verzeihen eingehen, da ich das selber als einen sehr wichtigen Punkt im Leben eines jeden Menschen sehe, mir aber auch die Schwierigkeiten dabei bekannt sind.

Wichtig ist, was Du selber denkst und deshalb ist es auch wichtig, dass alles was Du denkst, lösungsorientiert und aufbauend für Dich ist, ohne Dich selbst zu belügen. Diese Herangehensweise ist auch in einem Erkenntnis- und Selbsterkenntnisprozess möglich und notwendig. Wenn Du einen eigenen Fehler als Lernerfahrung akzeptieren und annehmen kannst ist alles gut und es gibt nichts zu bereuen, denn in einem ähnlichen Fall wirst Du daraufhin ja zwangsläufig anders handeln und damit ist das Deine Entwicklung.
Im Übrigen finde ich die deutsche Sprache eine sehr schöne Sprache, denn sie ist, wenn sie richtig benutzt wird sehr genau und präzise. Deine Entwicklung heißt auch, Du hast Dich entwickelt …

2. Möchte ich Dir hier ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis erzählen:
Eine Bekannte wand sich im Frühjahr an mich, weil sie Schwierigkeiten mit einer Person hatte die ihr mal sehr nahe stand und von der sie aber noch Geld zu bekommen hat. Sie hatte schon auf verschiedenen Wegen persönlich und über einen Anwalt versucht eine außergerichtliche Einigung zu finden, aber die andere Seite blockte alles ab. Im Frühjahr riet ihr Anwalt, Klage einzureichen, da er keine andere Möglichkeit mehr sah. Daraufhin besprach sie sich mit ihren Vertrauenspersonen und alle rieten ihr Klage einzureichen. Sie fühlte sich nicht wohl und wand sich nun an mich, mit der Frage: „Madeleine, was soll ich denn machen?“

Sie wirkte sehr nervös und unruhig, vor allem aber wirklich ratlos, unsicher, fast ängstlich. Die letzten Wochen hatten ihr zugesetzt, da sie auch persönlich verletzt und enttäuscht war.

Nachdem ich mir natürlich erstmal den Sachverhalt genau erzählen ließ, riet ich ihr anschließend, auf ihr Gefühl zu hören und danach zu handeln. Daraufhin sagte sie mir sehr schnell: „Was mein Gefühl will, das weiß ich, das möchte noch nicht klagen.“

Dann antwortete ich ihr: “Ja, dann weißt Du doch genau was Du willst.“

Sie war auf einmal ruhig und nachdenklich und nach einiger Zeit sagte sie: “Ja schon, aber alle anderen sagen doch ich soll klagen und sie liefern mir auch alle möglichen Argumente, die ich nicht mal widerlegen kann…”

Wir kennen uns ganz gut und ich konnte ihr deswegen auch sehr direkt sagen: „Ich weiß nicht, wo Dein Problem ist und was Dir wichtiger ist, interessiert Dich was die anderen sagen und denken oder geht es hier um Dich und Deine Entscheidung, wie Du das Problem lösen möchtest und wie Du persönlich in Zukunft damit zurechtkommst?“

Sie schaute mich wieder mit ihren wunderschönen großen Augen an und fing nach einer Weile langsam an zu lächeln. Sie sagte ganz ruhig: „Danke Madeleine, auch wenn Deine Worte sehr direkt sind, aber das Gespräch mit Dir tut mir gut. Ich war so hin und hergerissen zwischen allem was ich hörte, was mein Kopf, mein Gefühl, mein Anwalt usw. alle sagte und ich wusste überhaupt nicht mehr was richtig oder falsch ist. Nun weiß ich wieder ganz genau, was ich will.“

Die Wochen und Monate vergingen und im Sommer trafen wir uns wieder. Sie war gut drauf und berichtete mir, dass sie nun wegen dem besagten Problem doch Klage einreichen musste.
Ich fragte sie: „Wie geht es Dir damit?“
Sie sagte sehr standfest und überzeugend: „Gut! Weißt Du Madeleine, ich und mein Anwalt haben anschließend noch verschiedenes versucht das außergerichtlich zu regeln, aber wenn Du lange genug gegen eine Wand rennst, siehst Du irgendwann ein, dass da eine Wand ist, akzeptierst diese und hörst auf dagegen zu rennen. Als ich das begriffen und akzeptiert hatte, fiel es mir leicht eine neue Entscheidung zu treffen und weitere Schritte einzuleiten, das heißt in diesem Fall eben klagen.“

Nun war ich etwas nachdenklich und sagte: „Ja, wie wahr.“

Ich fragte sie dann: „Bereust Du Deine Entscheidung vom Frühjahr, dass Du nicht schon damals geklagt hast?“
Sie sagte aus voller Inbrunst und mit einem zufriedenen Lächeln: „Nein, das bereue ich überhaupt nicht. Damals war die Situation für mich noch ganz anders. Wenn ich damals schon geklagt hätte, wäre das falsch gewesen. Ich war damals noch nicht so weit und ich hätte immer das Gefühl gehabt, vorher doch noch nicht alles versucht zu haben, um diese Angelegenheit ohne Gericht zu klären. Nun bin ich selbst mit der Klage völlig im reinen, denn wenn er jetzt größere Schäden davonträgt, liegt das einzig und allein in seiner Verantwortung. Er hat alle Versuche das ohne Gericht zu klären abgeblockt und nun muss er auch mit den Folgen leben, auch wenn sie ggf. schlechter ausfallen, als ohne Gericht.“

Nach einer kurzen Pause sagte sie weiter: „Mich stört auch überhaupt nicht, wenn mir heute welche sagen, „Siehst Du, habe ich doch gewusst oder hättest Du damals schon klagen können. Ich stehe dazu, ich war damals einfach noch nicht so weit. Ich wäre zum damaligen Zeitpunkt für eine Klage nicht mit mir im reinen gewesen und das hätte ich wahrscheinlich irgendwann bereut. Ich hätte mich dann immer gefragt: Vielleicht hätte ich es ja doch noch anders mit ihm klären können? Da wäre immer so ein unsicheres Gefühl in mir geblieben. Das ist heute weg, denn ich habe alles versucht was für mich möglich war, ohne mich selbst zu verleugnen.“

Sie wurde ruhig und sagte nach einer längeren Pause: „Egal wie alles ausgeht, selbst wenn ich Geld verliere, ich bereue nichts!“

Als ich nach Hause ging, dachte ich noch mal über das eben gehörte nach und ich war davon überzeugt, bei ihr war inzwischen viel mehr passiert – sie hatte auch die persönliche Verletzung und Enttäuschung über diese Person inzwischen akzeptiert und angenommen. Deshalb sah sie allem, egal wie es ausgeht, so gelassen ohne Wut und Hass entgegen.

Diese Begebenheit passt sehr gut zu den letzten beiden Beiträgen:

 

Fazit aus dem Ganzen:

1. Höre in Dich hinein und höre, achte auf Dich selbst
2. Akzeptiere den IST-Zustand, Dein Gefühl und Deinen Verstand, auch wenn es gegen die Meinung Deiner Berater ist
3. Triff daraufhin Deine Entscheidung, die sich für Dich stimmig und gut anfühlt
4. Handel entsprechend Deiner Entscheidung

Daraus folgt dann:
-> Du bist im reinen mit Deinen Entscheidungen und auf dem Weg zu Deinem inneren Glück, denn in diesem ganzen Ablaufprozess steckt noch so viel mehr drin zB. Selbstachtung, Selbstfürsorge, Selbstliebe … aber dazu ausführlich in späteren Beiträgen mehr….

 

Wenn Du Fragen, Anregungen oder eine Meinung zu diesem Beitrag hast, dann schreibe bitte einen Kommentar unter diesem Beitrag oder maile an Kontakt
Das gilt natürlich auch für alle anderen Beiträge auf dieser Website.

Ich freue mich darüber

 

Deine Madeleine
Initiatorin Selbsthilfe Glück

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