Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein

Was ist der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein?
Niemand will einsam sein. Aber es kann wunderschön sein allein zu sein. Einsamkeit und Alleinsein…
Beide Wörter, Einsamkeit und Alleinsein, beschreiben oberflächlich die gleiche Situation. Dabei sind sie in der Realität genau das Gegenteil.
Einsamkeit sagt: Ich fühle mich einsam. Ich brauche jemand anderen, um mich gut zu fühlen. Ich fühle mich zu niemanden gebunden, zugehörig. Das hat etwas von einem Verlorenheitsgefühl.
Alleinsein sagt: Ich bin alleine und fühle mich pudelwohl. Ich brauche niemand anderen, um glücklich zu sein.
Ich kenne beide Zustände und Gefühlsebenen und habe beides schon zig mal erlebt..
Der Unterschied liegt auch darin, mit welcher Perspektive Du auf die Situation schaust.
Alleinsein ist Dein natürlicher Zustand. Und er kann so erfüllend sein – wenn Du bereit bist ihn zu zulassen.
Einsamkeit und Alleinsein
Du kommst alleine auf diese Welt. Du lebst alleine und Du stirbst alleine. Okay, wenn Du Glück hast ist beim Sterben jemand neben Dir, der Dir vielleicht die Hand hält? Aber ansonsten gehst Du den Weg allein. Wenn Du krank bist, gehst Du den Weg mit Deiner Krankheit alleine. Dir können dabei andere Menschen unterstützend zur Seite stehen, aber mehr auch nicht.
Ein ganz einfacher Fakt. Und ein ganz natürlicher dazu. Du bist von Natur aus alleine. Niemand anders kann Dein Sein teilen. In Deinem Innersten gibt es nur Dich und niemand anders.
Was für viele erst mal abschreckend klingt, ist in Wirklichkeit absolut ehrlich. Es verbirgt sich darin auch eine Herrlichkeit. Denn letztlich bedeutet dieser Fakt, dass alleine in Dir die Möglichkeit steckt, glücklich zu werden. Du brauchst niemand anderen dazu. Du alleine bist genug – wenn Du mit diesem Alleinsein richtig umgehen kannst.
Einsamkeit ≠ Alleinsein
Einsamkeit und Alleinsein beschreiben oberflächlich die gleiche Situation. Der Unterschied liegt aber darin, mit welcher Einstellung Du diese Situation betrachtest. Einmal sagst Du: Ich fühle mich schlecht und einsam, weil niemand da ist. Und ein andermal sagst Du: Ich fühle mich gut und erfüllt, einfach nur mit mir selber.
Einsamkeit entsteht durch einen negativen Geisteszustand. Alleinsein durch einen positiven Geisteszustand.
In Einsamkeit suchst Du ständig nach dem oder etwas anderen. Etwas fehlt Dir. Du bist nicht bei Dir selber und in Gedanken immer beim anderen. Ohne den anderen bist Du unglücklich. Du suchst außerhalb nach Deiner Erfüllung. Ggf. bettelst Du sogar nach dem anderen. Er/sie/es soll Dich glücklich machen.
Alleinsein hingegen ist genau das Gegenteil von Einsamkeit. Es ist absolut erfüllend. Du bist einfach glücklich und zufrieden nur mit Dir selber. Du brauchst niemand anders. Damit bist Du kein Bettler mehr, der den anderen braucht. Du hast Dein Glück in Dir selber entdeckt. Du bist alleine und Du bist Dir genug.
Einsamkeit bedeutet Abhängigkeit. Alleinsein bedeutet totale Unabhängigkeit.
Niemand kann Dir helfen
Viele Leute versuchen, das Loch, dass sie in sich selbst verspüren, durch die Anwesenheit anderer Menschen oder durch Haustiere zu füllen. Und es funktioniert. Wenn der andere da ist, fühlt man sich gut.
Das Loch ist also temporär geschlossen. Seine Anwesenheit erfüllt uns, wir fühlen uns verbunden. Zwei Minuten später aber, sobald die Person weg ist, hat man das gleiche Problem wie davor. Und dann meist noch schlimmer.
Die Person hat das Haus verlassen und schon weiß man nicht mehr weiter. Was soll man jetzt tun? Jetzt, wo man alleine ist?
Die Furcht vor dem Alleinsein
Man fürchtet sich vor dem Alleinsein, obwohl es das absolut Schönste sein kann.
Die ersten Monate im Krankenhaus waren eine harte Zeit damals für mich, wenn Du höchstens aller 14 Tage mal Besuch bekommst. Ich war total alleine. Allein mit all meinen Sorgen und Ängsten. Dabei hilft Dir auch kein Gespräch von 45min 1 x in der Woche mit einem Therapeuten.
Ich kannte Gott sei Dank das Gefühl schon von früher sehr oft, ansonsten wäre ich vielleicht daran zerbrochen? Keine Ahnung.
Damals als ich aus beruflichen Gründen nach Essen zog, nach Berlin, nach Bonn. Ich kannte jeweils keine Sau dort und keine Sau kannte mich. Aber ich hatte ein Job und in den konnte ich mich stürzen. Ich fühlte mich jedes mal einsam in der Stadt. So einsam, wie ich mich zuvor in meiner Kindheit auch manchmal fühlte. Also ein altes „unbewusstes“ Musters was ich immer wiederholte? Vielleicht….
Ich wohnte alleine, ich hatte keine Freunde und auch so war ich manchmal auf Grund der Umstände ein Einzelgänger. Ich glaube, ich sprach über die gesamten ersten zwei Monate im Krankenhaus gefühlte vier Sätze mit anderen Menschen. Na gut ein paar waren es schon mehr, da ich ja ab und zu im Raucherzimmer jemanden traf. Es war hart. Richtig hart. Denn jetzt konnte ich mich auch in keine Arbeit mehr stürzen und ich hatte wahnsinnige Schmerzen, wo keiner wusste wo die Ursache lag.
Mit der Zeit merkte ich aber, wie mir dieses Alleinsein immer weniger ausmachte. Alleine aufstehen, alleine durch den Tag gehen, alleine ins Bett gehen, froh sein das man wieder eine Tag überlebt hat. Kein Problem. Es schien so, als hatte sich mein Inneres mit der Situation abgefunden und pendelte sich nun auf einem neuen Level ein. Wie lange ich noch da war, wusste sowieso keiner und stand in den Sternen.
Ich fand mich auf einem Level, wo äußere Kontakte zwar schön waren, aber nicht unbedingt notwendig waren, um mich den Umständen entsprechen “gut” zu fühlen.
Lerne allein sein und entdecke Deine innere Glücksquelle
Ich entwickelte mich in dieser Zeit weg vom Gefühl der Einsamkeit hin zum Gefühl der unabhängigen Freiheit. Ich war mir selber genug. Ich brauchte niemand anders mehr. Es war zwar schön, wenn andere Leute da waren, aber sie waren nicht mehr absolut notwendig, damit ich mich „gut“ gefühlt habe. Verstehen konnte es ja sowieso keiner was hier los war.
Ich habe gelernt, mich meiner eigenen Gesellschaft zu erfreuen. Und das können irgendwie nur wenige Menschen. Die meisten brauchen externe Stimulation. Sie brauchen den anderen, um glücklich zu sein. „Wenn er oder sie nicht da ist, geht es mir nicht gut.“
Das diese Lebensart ungesund und belastend ist, sie übertragen dadurch sehr viel Last auf andere, muss ich wohl nicht weiter ausführen.
Von der Einsamkeit hin zum unabhängigen Alleinsein
Was kann man nun tun, um diese gefühlte Einsamkeit in ein bestärkendes Alleinsein- und Unabhängigkeitsgefühl zu verwandeln?
Als erstes musst Du die Fakten akzeptieren.
In Deinem Inneren bist nur Du, nur Du alleine. Niemand anders kann Dir helfen, glücklich zu werden. Nur Du selber kannst das tun. Akzeptiere diesen Fakt. Erst wenn Du das akzeptierst hast, kannst Du langsam beginnen, Dein Glück aus Dir selber zu ziehen. Dein inneres Glück finden anstatt Dich von einer externen Stimulation, Ablenkung usw. zur nächsten zu hangeln.
Einsamkeit entsteht dann, wenn Du vor dem Alleinsein wegrennst, anstatt es zu akzeptieren. Wenn Du diesen natürlichen Zustand nicht akzeptierst, dann wirst Du Dich immer einsam fühlen. Denn Du wirst immer nach dem anderen suchen, der Dich glücklich macht.
Niemand anders kann Dich glücklich machen
Also mache Dir diesen Fakt immer wieder bewusst: Alleinsein ist Dein natürlicher Zustand und nur Du selber kannst Dich glücklich machen, niemand anders.
Renn nicht vor Dir selber weg. Bleib stehen. Mach die Augen zu und fühle in Dich hinein. Werde bewusst. Werde Dir selbst bewusst.
Dann frage Dich: Brauche ich genau jetzt, irgendetwas oder irgendjemand außer mir selber, um glücklich zu sein? Frage Dich das immer wieder und entspanne Dich dabei.
Meine Empfehlung um diese Situationen zu üben, ist ganz einfach. Verbringe jeden Tag etwas Zeit mit Dir selber. Und zwar nur mit Dir selber ohne Ablenkung, ohne irgendetwas anderes, einfach in totaler Ruhe und Stille. Gehe in Dich. Fühle dieses Gefühl des Alleinseins. Fühle die Unabhängigkeit, die mit diesem Gefühl kommt.
Und dann frage Dich immer wieder:
- Fehlt mir in diesem Moment irgendetwas?
- Bin ich nicht glücklich und zufrieden, alleine, so wie ich hier bin, ohne jemand anderen?
Höre genau hin und hinterfrage ggf.. Alles was da kommt gibt Dir so viel Wissen über Dich selbst! Du lernst Dich erst jetzt selber richtig kennen…! Kläre die Dinge die dabei aufkommen, ggf. in Dir hochkommen. Finde Lösungen dafür und löse diese Dinge letztlich auf. Es nützt nichts darüber zu jammern, Du musst handeln!
Am Schluss wirst Du feststellen, dass Du niemand anderen brauchst. Du bist Dir selbst genug.
Im Anschluss finden das anschließend vielleicht ein paar Menschen komisch an Dir, aber mach Dir nichts daraus. Es ist dann oft nur ein Indiz, dass sie das selber noch nicht genießen können. Noch etwas später genießt Du dann die Gemeinschaft mit anderen Menschen, aber freust Dich auf Dein Alleinsein.
Übe Dich darin, allein zu sein. Jeden Tag, ein kleines bisschen. Geh in Dich und verbinde Dich mit Deinem Inneren.
So wirst Du langsam aber sicher Deine eigene, interne Glücksquelle anzapfen. Und wenn Du das geschafft hast, dann wirst Du nie wieder jemand anderen brauchen, um Dich gut zu fühlen.
Das ist die ultimative Freiheit.
Vielleicht entdeckst Du beim Alleinsein auch irgendwann etwas “Ewiges, Unauslöschbares” in Dir was überall ist – immer war, immer ist und immer sein wird! Ich wünsche es Dir!!!
Einsamkeit und Alleinsein jetzt zu Coronazeiten
WICHTIG:
Gerade jetzt zu Coronazeiten sei auch gesagt, dass gerade Menschen die sowieso schon viel allein sind und normalerweise auch gut mit dem Alleinsein zurechtkommen, gerade jetzt das Gefühl von Einsamkeit manchmal erleben.
Das darf auch zeitweise sein, aber lass Dich nicht darin versinken. Es ist keinerlei Schwäche sich gerade jetzt auch manchmal einsam zu fühlen.
Wir befinden uns derzeit in einer Extremsituation.
Leider treffen auch jetzt gesetzliche Einschnitte (gerade die Lockdowns) genau die Falschen, die sowieso schon sehr viel alleine sind, wenige Kontakte haben, krank sind oder am Rande der Gesellschaft stehen.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!!!
Bitte gucke selber nach links und rechts und schau in Deinem unmittelbaren Umfeld was Du tun kannst. Manchmal ist es einfach nur ein Gespräch (ggf. am Fenster) oder ein Lächeln für die entgegenkommenden Menschen oder oder oder
Hoffentlich verlieren wir nicht mehr Menschen an Einsamkeit in Deutschland als an Corona. Einsamkeit lässt sich noch nicht im Blut nachweisen, aber es schwächt eindeutig das Immunsystem und Corona hat ein noch leichteres Spiel mit einem schweren Verlauf…
Haltet Abstand! Das ist in vielen Fällen das Beste was wir tun können, aber nicht in jeder Situation das richtige Mittel, z.B. im Sterbeprozess oder bei der Krankheitsbegleitung (es gibt nicht nur Corona)…. Diese Entscheidung sollte jeder Betroffene (soweit möglich) und Angehörige selber treffen dürfen! Es liegt in der eigenen Verantwortung und die Angehörigen müssen mit der Entscheidung auch weiterhin leben können.
Auch zu Coronazeiten sollten die ethischen Grundsätze gewahrt bleiben und nicht alles kann die Politik entscheiden. Die Würde des Menschen ist unantastbar!!! Artikel 1 des Grundgesetzes muss auch zu Coronazeiten beachtet werden.
Der Tod gehört zum Leben dazu, bei dem einen etwas früher, beim anderen etwas später. Leider scheinen das manche Menschen immer mehr oder öfter zu vergessen….
Deine Madeleine
Initiatorin Selbsthilfe Glück
PS: Es gibt seit einigen Jahren einen vielleicht etwas härteren Spruch von mir, der lautet: “Hättet ihr mehr gelebt, hättet ihr nicht so viel Angst vor dem Tod.”
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